Ein kurzer Flug nach Neapel. Vor der Tür ins Taxi gesprungen (unbedingt Festpreis ausmachen, max 28 EUR) und eine halbe Stunde später sitzt man mit einem Peroni in der Hand am Hafen Molo Beverello. Von hier fahren die Fähren nach Capri und Ischia ab und man schippert gemütlich auf eine der Inseln im Golf von Neapel. Heute geht es auf die Vulkaninsel Ischia. Sie ist bekannt für ihre mineralhaltigen Thermalquellen aber hat so viel mehr zu bieten, wie sich in den nächsten Tagen herausstellen wird...
Am Hafen werde ich abgeholt von meiner Freundin Heike, die hier zusammen mit ihrem Mann erst vor Kurzem ein Hotel eröffnet hat und dazu ein ganz besonderes... aber dazu später mehr. Zusammen mit dem Architekten des wunderschönen Hideaways fahren wir mit durch die schmalen Gassen über die Insel und gelangen schließlich zur Trattoria Il Focolare. Ein Geheimtipp und absolutes Highlight wie sich herausstellt. Dieses familiengeführte Restaurant bietet authentische italienische Küche an und ist auch noch spät abends gut besucht, überall hängen originale alte Filmposter der Filme, die hier gedreht wurden. Von "Avanti Avanti" mit Jack Lemmon über "Appuntamento a Ischia" bis zu Elena Ferrantes "Meine geniale Freundin". Eine Vespa steht mitten im Saal, es wird gegessen, getrunken und gelacht. Dann bestellt Gianangelo für alle und es werden uns die köstlichsten Speisen aufgetischt. Was für ein grandioser Auftakt.
Am nächsten Morgen geht es auf zum Leuchturm! Der nach wie vor aktive Faro Punta Imperatore thront über den Klippen des Golfs von Neapel. Die vier Suiten sind wunderschöne ruhige Rückzugsorte. Das Interior ist schlicht mit einem Hauch maritimer Eleganz. Der Ausblick atemberaubend.
Wer zum sundowner oben auf der Dachterasse steht, weiß was mit dem vom Leuchtturm angeleuchteten und in arabischer Schrift von rechts nach links gelesene Kunstwerk "nicht nur Brot" gemeint ist. Hier wird einem klar, was Naturgewalten bewirken können, die scheinbar unendliche Weite und in der Mitte ein Licht was Orientierung bietet. So gut wie wir hatten es die Seefahrer allerdings nicht immer, denn selbst als ein Sturm aufkommt, sitzen wir nur wenige Minuten später unten in der gemütlichen Kaminlounge und geniessen einen Drink, bevor das Restaurant Luci zum Dinner lädt. Hier kocht Antonio Monti und serviert lokale Köstlichkeiten mit einem modernen twist. Auch das Obst und die Eier für das Frühstück stammen aus seinem Garten und es ist eine Freude, ihm und seinem ambitionierten team beim Kochen in der offenen Küche zuzuschauen. Vom romantischen Dinner zu zweit bis zur großen Party, hier kann ich mir alles vorstellen.
Auch wenn man am liebsten den ganzen Tag hier oben verbringen würde, will ich natürlich auch etwas von der Insel sehen und so machen wir uns zu einer kleinen Inseltour auf. Zuerst geht es in den hübschen kleinen Hafenort Forio. Dort bummeln wir durch die Altstadt und trinken einen Cafe, hier gibt es auch noch viele authentische Geschäfte und Kneipen. Danach geht es weiter in den Ort Ischia und auf ein Eis im Atelier Delle Dolcezze bevor wir weiterfahren in das älteste Spa der Welt, die Fonte delle Ninfe Nitrodi
Ischia ist berühmt für seine Thermalbäder. Aber diese Quellen sind nocheinmal ganz besonders. Eine Oase der Ruhe und des Friedens. Der Park liegt eingebettet in die hügelige grüne Landschaft, zwischen Meer und hellblauem Himmel liegen die verschiedenen Wasserfälle und Anwendungsbereiche auf verschiede Terrassen verteilt. Am Wegesrand wachsen Rosmarin, Lavendel und Salbei, die Zikaden zirpen und dem mineralhaltigen Wasser hier sagt man heilende Kräfte nach. Für eine optimale Wirkung wird empfohlen mindestens 10 min unter der Quelle zu duschen und sich danach zum trocknen in die Sonne zu legen. Und tatsächlich, nach dem ersten Durchgang fühle ich mich schon ganz durchsonnt und erholt. Hier noch ein kleiner Tipp. Bucht Euch die Liegestühle im Department No 8. Hier liegt Ihr in einem schattigen Separée und könnt ganz in Ruhe Kontakt mit Euch selbst und der Natur aufnehmen und den Panoramablick über das ganze Tal geniessen. Es gibt Massagen, Tee und sogar ein kleines Restaurant und so kann man hier locker den ganzen Tag verbringen. Wellness Pur!
Am Abend dann noch zum Aperitivo mit Live Musik im Kaktusgarten von Ravino und der Tag könnte schöner nicht ausklingen. Bei einer Reise nach Ischia solltet Ihr aber unbedingt auch den botanischen Garten Giardini della Mortella besuchen. Der prachtvolle Park beeindruckt mit exotischen Pflanzen und
beeindruckende Landschaften und gehört meiner Meinung nach zu den Highlights
von Ischia.
Auch ein Ausflug nach San Angelo gehört zu den musts. Schon von oben hat man einen tollen Blick auf die kleine Halbinsel. In diesem Ort hat schon Frau Merkel viele Jahre lang Urlaub gemacht. Es gibt kleine Boutiquen, Restaurants und Bars und man kann sich mit einem kleinen Taxibötchen zum Marontistrand bringen lassen. Hier gehen die Italiener baden und liegen auf ihren Liegestühlenteils in der Brandung um noch einen Platz an der Sonne zu ergattern. Man bleibt hier lange am Strand, dann geht es auf einen Aperitivo und anschließend zum späten Abendessen in eines der Schönen Restaurants mit Meerblick. Mein Favorit ist das Lo Scoglio da Ernesto am Ortseingang, Romantik pur! Und tolles Essen....
Wer noch ein paar Tage am Strand verbringen will, wird rund um den Ort Lacco Ameno fündig , hier befinden sich auch die Fünf Sterne Hotels Il Mezzatorre und das in einem phantastischen 3ha grossen Garten gelegene Botania. Das Hotel wurde erst vor kurzem zu einem 5 Sterne Relais und Spa umgebaut, hat eine tolle Lage und bietet großartigen Service. Es gibt ein vegetarisches Restaurant (Mirto, was mit einem grünen Michelin Stern ausgezeichnet ist), man kann ins Gym gehen, Yoga machen am Pool liegen oder zum nahegelegenen Lido von San Montano gehen und noch ein paar Tage klassischen Italienurlaub dranhängen oder man fährt weiter auf die winzige Nachbarinsel Procida.
Die Fähre braucht nur knapp 20 min und schon ist man in einer anderen Welt. Procida ist nur 4 Quadratkilometer groß aber hat fast genauso viel zu bieten wie Ihre große Schwester. Theoretisch kann man fast alles zu Fuß erkunden aber da es manchmal doch recht steil bergauf und bergab geht, nimmt man etweder einen der Minibusse, die ständig die Insel auf ihren wenigen schmalen Einbahnstrassen umrunden oder man leiht sich ein e-bike, damit lassen sich unkompliziert alle Orte und Strände besuchen und man kann sich super einen Überblick verschaffen. Beginnen wir unsere Tour am Hafen. Oder nein am Besten auf der Piazza della Republica, denn an diesem Platz kommt man immer wieder vorbei, sei es um einen der Busse zu nehmen, zum EC Automaten zu gehen oder um in die Pizzeria Vefio einzukehren. Hier habe ich ungelogen die beste Pizza meines Lebens gegessen. Was für ein Glück, dass ich diesen Tipp von einem Einheimischen bekommen habe, denn man würde das Restaurant, welches über dem Postamt liegt und nur über eine kleine Treppe an der Seite zu erreichen ist, von außen sonst glatt übersehen. Hier steht der Chef persönlich am Ofen und kommt kaum hinterher, so groß ist der Andrang. Dennoch wird jede Pizza einzeln und mit viel Liebe zubereitet. Meine war mit den Inseltypischen Zitronen, Provolone und Rucola belegt und hat zusammen mit einer Flasche Wasser gerade einmal 12 EUR gekostet.
Von hier aus fährt auch die blaue Buslinie die kleine Schleife und führt zum Strand von Pozzo Vecchio, wo einst der Film Il Postino gedreht wurde, das scheint den Einheimischen hier aber etwas zu Kopf gestiegen zu sein und ich behalte den Ort lieber so in Erinnerung, wie er mir damals im Film erschien. Viel besser, macht einen Abstecher in Richtung Leuchtturm - hier in der Nähe kann man auch wunderbar wohnen und abends speisen im kleinen Zitronengarten des Hotels Casa sul Faro, es ist einfach aber die Atmosphäre ist gut und von den Zimmern im oberen Stockwerken hat man einen großartigen Ausblick. Man läuft also einfach immer der Nase nach und kommt dann irgendwann zum Punta del Piopetto. Hier kann man vom Kliff springen und herrlich im Meer baden und auch die Einheimischen kommen alle zum Schwimmen und sonnenbaden her.
Wer lieber Service mit einem der typisch gestreiften italienischen Sonnenschirme will, fährt weiter nach Ciraciello. Wer hier noch einen Liegestuhl in einer der vorderen Reihen ergattert, hat man auch einen herrlichen Ausblick auf die Felszunge der Naturschutzinsel Vivara, wer mag kann dort auch eine 3 bis 5 stündige geführte Wanderung durch die unberührte Natur machen. Oder man macht eine Bootstour rund um die Insel, springt ab und zu ins Meer und geniesst Sommerferien Feeling pur vom Wasser aus.
Ein kleiner Spaziergang weiter führt in die Marina Chiaiolella, hier liegen die Fischerboote und man kann das bunte Treiben bis zum Sonnenuntergang beobachten bis es langsam ruhiger wird und alle zum Abendessen gehen. Wer vorher schon weitergefahren ist, kommt irgendwann zum Aussichtspunkt von Elsa Morrante, einer der bedeutendsten italienischen Nachkriegs Schriftstellerinnen. Wer hier bis ca 15.30 die 184 Stufen hinab (und wieder hinauf 😉) steigt wird mit einem großartig beleuchteten Belvedere auf die Terra Murata und die Kirche Abbazzia San Michele Arcangelo belohnt. Hier in der Nähe befindet sich mein absoluter Restaurant Geheimtipp das La Conchiglia da Tonino, hier lässt sich bei einem Campari Spritz mit Blick aufs Meer alles andere vergessen.
Was bei einem Besuch auf Procida aber auf keinen Fall fehlen darf, ist der Aufstieg zur Festung Terra Murrata, dort kann man an einem kleinen Imbisswagen einen sundowner kaufen und der Sonne zuschauen wie sie hinter der pittoresken Marina Coricella im Meer versinkt. Der Blick auf den kleinen Fischerhafen mit seinen bunten Häuschen gleicht einer Filmkulisse. Dann steigt man beseelt bergab und geht in eines der schönen Hafenrestaurants zum Essen. Das Il Pescatore mit seiner gehobenen Küche und dem überaus freundlichen Service ganz oben genannt. Und wer mag fällt dort auch gleich ins Bett des dazugehörigen Boutiquehotels San Michele und geniesst den Charme und die Ruhe des intimen kleinen Ortes am nächsten Morgen, wenn alles noch ganz still ist bevor es dann weiter geht mit der nächsten Fähre auf eine Fahrt ins Blaue...